Befindet sich ESC in einer (politischen) Krise?

Foto: EBU
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Länder drohen mit Boykott des ESC 2026

Nachdem bereits der slowenische Rundfunk RTVSLO und der isländische Sender RÚV sowie spanische Politiker Bedenken geäußert hatten, hat sich nun auch der irische Sender RTÉ dieser Gruppe angeschlossen. Die Iren drohen damit, sich vom Eurovision Song Contest in Wien zurückzuziehen, falls Israel am Wettbewerb teilnehmen sollte.

Irland nimmt klare Haltung ein

Der irische Sender RTÉ hat in einer deutlichen Erklärung mitgeteilt, dass eine Teilnahme am ESC unter den aktuellen Umständen „inakzeptabel“ wäre. Als Gründe wurden der „schreckliche Verlust von Menschenleben in Gaza“, die Tötung von Journalisten und die Behinderung der internationalen Berichterstattung genannt. RTÉ betont, dass eine Teilnahme Irlands diesen Umständen widersprechen würde. Der Sender geht sogar noch einen Schritt weiter: Sollte Irland sich tatsächlich zurückziehen, würde RTÉ den Wettbewerb 2026 auch nicht im Fernsehen übertragen. Das zeigt, dass es sich um einen vollständigen Boykott handeln würde – sowohl bei der Teilnahme als auch bei der Berichterstattung.

Die Niederlande senden ebenfalls eine klare Botschaft

Auch der niederländische Sender AVROTROS hat eine ähnliche Position eingenommen. Er erklärte, dass die aktuelle Situation „nicht mit den Werten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und des ESC vereinbar“ sei. Die Niederlande führen als Gründe die „stark eingeschränkte Pressefreiheit in Gaza“, die hohe Zahl der getöteten Journalisten und die angebliche politische Einmischung der israelischen Regierung in den letzten ESC an. AVROTROS argumentiert, dass der ESC 1956 gegründet wurde, um Menschen nach dem Krieg zu verbinden, und dass die aktuellen Umstände dieser friedlichen und unpolitischen Idee direkt widersprechen.

Was bedeutet das für den Eurovision Song Contest?

Der Druck auf die Europäische Rundfunkunion (EBU), die Veranstalterin des ESC, wächst. Sie muss nun die endgültige Entscheidung über Israels Teilnahme treffen. Erst danach werden die genannten Länder bestätigen, ob sie am ESC in Wien 2026 teilnehmen werden oder nicht. Aufgrund dieser Diskussionen wurde die Anmeldefrist bis Mitte Dezember 2025 verlängert.

Der ORF hat sich öffentlich nicht zu einem möglichen Ausschluss Israels geäußert. Der Fokus des österreichischen Senders liegt auf der Organisation eines reibungslosen und sicheren Wettbewerbs in Wien. Die politische Verantwortung liegt bei der EBU, die die Teilnahmebedingungen für alle Mitgliedsstaaten festlegt. Könnte der ESC von einem Musikfest zu einem politischen Schlachtfeld werden?

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