Ein Lied für Zagreb (1990)

Ein Lied für Zagreb 1990: So wählte Österreich seinen ESC-Beitrag

Die österreichische Vorentscheidung für den Eurovision Song Contest 1990, Ein Lied für Zagreb, fand am 15. März statt. Moderiert wurde die Show von Lizzi Engstler, die 1982 selbst mit Michael Scheickl als Duo Mess in Harrogate angetreten war. Fachjury und Publikum entschieden gemeinsam: Jeweils 50 % der Stimmen bestimmten den Gewinner der Vorentscheidung.

Die Fachjury, die sich im Atrium des ORF befand, bestand aus 28 Fachleuten. Darunter waren Vertreter aller großen österreichischen Tageszeitungen, der wichtigsten Plattenfirmen sowie von Musikverlagen. Auch der damalige Ö3-Musikchef Peter Babitz war dabei, ebenso wie einige bekannte österreichische Musiker, etwa Stefanie Werger, Erwin Kienast und Klaus-Peter Sattler. Die Jury bewertete jeden Beitrag unmittelbar nach der Darbietung und speicherte das Ergebnis in einem Computer, der die Wertung sofort berechnete.

649 Einsendungen, 10 Songs, 3 Rückkehrer

Das Teilnehmerfeld bestand aus zehn Beiträgen. Zuvor hatte der ORF alle Texter, Musiker und Komponisten sowie allgemein Interessierte dazu aufgerufen, ihre Vorschläge für den Eurovision Song Contest einzureichen. Aus insgesamt 649 Einsendungen wählte eine Fachjury über drei Tage hinweg mithilfe eines ausgefeilten Computersystems (?) die zehn besten Songs aus. Unter den ausgewählten Beiträgen befanden sich gleich drei Künstler, die Österreich bereits beim Song Contest vertreten hatten: Erwin Bros (Springtime 1978), Waterloo (Waterloo & Robinson 1976) und Marc Berry (Blue Danube 1980) – sowie eine Künstlerin, die Österreich 1995 beim ESC vertreten sollte: Stella Jones, die bei der Vorentscheidung Mitglied der Band Papageno war.

Alle Songs der Vorausscheidung „Ein Lied für Zagreb“.

Duett sorgt für Herzklopfen

Mit der Startnummer 8 betrat das Duett die Bühne mit dem Song Das Beste, geschrieben von Michael Kunze, Peter Risavy und Günther Gebauer. Mitten im Song gab es eine Schrecksekunde, die vermutlich bekannter ist als das Ergebnis der Vorentscheidung: Die Sängerin Monika Sutter brach einfach auf der Bühne zusammen! Zum Glück ging es ihr später wieder besser, und sie durften ihren Song nach der letzten Startnummer noch einmal vortragen.

Peter Risavy, der männliche Part des Duetts, verstarb am 23. Januar 2011. Obwohl sein Name vielen unbekannt ist, war er ein gefragter Musiker und wirkte an über 2.000 Plattenaufnahmen als Backgroundsänger mit. Zu seinen größten Erfolgen zählt Everytime We Touch, das er gemeinsam mit Maggie Reilly und Stuart Mackillop schrieb und das 1992 in Europa ein Hit wurde – im dazugehörigen Video ist er sogar als Gitarrist zu sehen. Im deutschsprachigen Raum könnte er vielen durch Forbidden Love bekannt sein, die Titelmusik der ARD-Soap „Verbotene Liebe“, die er selbst als Leadsänger der Band The Wanderer sang.

Sonderpreis für die beste Komposition

In der Pause vor der Bekanntgabe der Abstimmung wurde ein Zusammenschnitt mit Auftritten einiger österreichischer Song-Contest-Teilnehmer von 1966 bis 1989 gezeigt. Im Anschluss wurde ein Sonderpreis für die beste Komposition des Abends vergeben. Dotiert mit 15.000 Schilling (gerundet etwa 1.090 €), ging der österreichische Komponistenpreis an Otto M. Schwarz für seine Komposition Der Weg zur Freiheit.

Die Entscheidung

Zunächst wurden die Wertungen der Fachjury eingeblendet. Interessanterweise landete der spätere Gewinner, das Duett, hier nur auf dem letzten Platz, konnte jedoch bei der Zuschauerwertung deutlich aufholen. Der Gewinner der Jurywertung, Roxy, fand beim Publikum hingegen wenig Anklang (Drittletzter) und belegte am Ende den letzten Platz – größere Diskrepanzen sind kaum möglich. In der Live-Sendung wurden alle Ergebnisse lediglich als Balkendiagramm dargestellt.

Wir haben recherchiert und die prozentuale Verteilung aller Stimmen ermittelt. So sah das Ergebnis in Zahlen aus:

  1. Duett – Das Beste – 39.3%
  2. Simone – Keine Mauern mehr – 27.6%
  3. Papageno – Papagena – Sonnenkind – 25.4%
  4. Waterloo – So ein wunderschönes Leben – 23,8 %
  5. Nika – Ein keleiner Stern – 16,7 %
  6. Eugene Price – Tausend Feuer sind in mir – 16,4 %
  7. Alex – Der Weg zurFreiheit – 16,3 %
  8. Erwin Bros – Für Kinder sieht das anders aus – 12,7 %
  9. Stefanie Pascal – Mit Dir geh’n – 12,3 %
  10. Roxy – Sandy – 9,9 %

Vom Sieg zur Disqualifikation

Kurz nach der Vorentscheidung stellte sich heraus, dass der Song Das Beste vom Duett gegen die Regeln verstoßen hatte, da es bereits zwei Jahre zuvor an der deutschen Vorentscheidung „Ein Lied für Dublin“ teilgenommen hatte. Dort war der Song in der ersten Vorrunde ausgeschieden, die lediglich im Radio ausgestrahlt wurde. Deshalb wurde die Zweitplatzierte Simone mit Keine Mauern mehr zum ESC geschickt.

0 0 Stimmen
Beitrag bewerten
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Neueste
Älteste Meist bewertet
Direktes Feedback
Siehe alle Kommentare
Nach oben scrollen
0
Wir sind neugierig auf deine Meinung!x