Jugoslawien ist das einzige Land, das am Eurovision Song Contest teilgenommen hat und heute nicht mehr existiert. Zwischen 1961 und 1992 war das Land insgesamt 27 Mal beim Wettbewerb vertreten, wobei alle Beiträge über nationale Vorentscheidungen ausgewählt wurden. 1989 gelang Jugoslawien überraschend der einzige Sieg mit der Band Riva und dem Song Rock Me. Werfen wir einen Blick zurück auf das damalige Jugoslawien und einige seiner Teilnehmer – zunächst in den 1960er Jahren.
Die 60er-Jahre
Die erste Vertreterin Jugoslawiens beim Eurovision Song Contest war Ljiljana Petrović aus Novi Sad mit dem Song Neke davne zvezde, komponiert vom slowenischen Musiker Jože Privšek. Ljiljana war damals in Ljubljana, um eine Single aufzunehmen, als Privšek sie zufällig hörte und ihr anbot, seinen Song zu singen. Sie nahm das Angebot an und gewann damit die nationale Vorentscheidung. Der Text stammte vom Dichter Miroslav Antić, der darauf bestand, dass Ljiljana auf der Bühne schlicht und bescheiden auftreten sollte, ganz im Geist eines sozialistischen Landes. Doch kurz vor ihrem Auftritt heftete TV-Moderatorin Saša Novak der jungen Sängerin heimlich das einzige Accessoire an ihre einfache schwarze Robe: eine silberne Brosche.
Jugoslawiens erster großer Erfolg
Die zweite Vertreterin Jugoslawiens kam ebenfalls aus Serbien: Lola Novaković, die – wie schon ihre Vorgängerin – für das Fernsehen Ljubljana auf die ESC-Bühne geschickt wurde. Auch ihr Titel, Ne pali svetla u sumrak, stammte aus der Feder von Jože Privšek. Mit diesem Song erreichte Jugoslawien einen beeindruckenden vierten Platz – ein Ergebnis, das 21 Jahre lang unerreicht bleiben sollte.
In den folgenden drei Jahren schafften es die jugoslawischen Vertreter nicht mehr unter die Top 10. Vice Vukov trat 1963 und 1965 für das Fernsehen Zagreb an und belegte den 11. beziehungsweise den 12. Platz, während sein Nachfolger, Sabahudin Kurt, den 1964 das Fernsehen Sarajevo entsandte, das schlechteste Ergebnis Jugoslawiens beim Eurovision Song Contest erzielte – letzter Platz, ohne einen einzigen Punkt, allerdings gemeinsam mit drei weiteren Ländern: Deutschland, Portugal und der Schweiz.
Zurück in die Top 10
1966 und 1967 setzte Jugoslawien wieder auf Vertreter des slowenischen Fernsehens, die das Land zurück in die Top 10 brachten. Bemerkenswert ist, dass alle sechs jugoslawischen Teilnehmer aus Slowenien im Schnitt bessere Platzierungen beim Eurovision Song Contest erreichten als Slowenien später als eigenständiger Staat. 1968 gewann die kroatische Band Dubrovački Trubaduri mit ihrem Song Jedan dan die jugoslawische Vorentscheidung. Da die Regeln des Eurovision Song Contests damals jedoch nur Einzelinterpreten oder Duos mit maximal drei Backgroundsängern zuließen, traten Luci Kapurso und Hamo Hajdarhodžić offiziell als Duo an, während die übrigen drei Bandmitglieder kurzerhand zum Backgroundchor erklärt wurden. Beim Eurovision Song Contest in London erreichte ihr Beitrag punktgleich mit Belgien und Monaco einen respektablen siebten Platz.
Jugoslawiens 4M grüßt die Welt
Gegen Ende der 1960er-Jahre vertrat Jugoslawien die damals sehr populäre Band 4M beim Eurovision Song Contest – für den Wettbewerb wurde sie wegen der damaligen Regeln in Ivan & 3M umbenannt. Die Gruppe erhielt ihren Namen nach den Anfangsbuchstaben der Vornamen oder Spitznamen ihrer Mitglieder. Ihr Song Pozdrav svijetu war eine internationale Begrüßung in einem: „Guten Tag“ wurde in allen Sprachen der damaligen Teilnehmer gesungen – Dobar dan, buenos días, guten Tag, bonjour, good morning, goededag, buon giorno, hyvä päivä – und sogar ein russisches Zdravstvujte schaffte es noch hinein. Die Single erschien in Jugoslawien noch unter dem Originalnamen der Band, zudem gibt es eine spanische Version mit dem Titel Saludos al mundo. Am ESC konnte 4M zusammen mit Italien nur den 13. Platz von 16 Ländern erreichen – ein Ergebnis, das der Popularität der Band im eigenen Land kaum gerecht wurde.


