Von Experimenten bis zum Sieg
Zwischen 2011 und 2019 präsentierte Österreich beim Eurovision Song Contest eine große stilistische Vielfalt, von klassischen Balladen über Pop- und Hip-Hop-Songs bis hin zu innovativen, modernen Inszenierungen. Die Beiträge erreichten unterschiedliche Platzierungen, von frühen Semifinale-Auscheiden bis hin zu einem Sieg 2014. Dabei zeigte Österreich sowohl Experimente mit ungewöhnlichen Formaten und Dialekten als auch erfolgreiche klassische Balladen. Insgesamt spiegeln die Jahre 2011 bis 2019 eine Phase von künstlerischer Vielfalt, wechselndem Erfolg und internationaler Aufmerksamkeit für Österreichs ESC-Beiträge wider.
2011: Nadine Beiler / The Secret Is Love
Nadine Beiler machte sich zunächst 2007 mit ihrem Sieg bei der Castingshow „Starmania“ einen Namen, bevor sie 2011 Österreich beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf vertrat. Mit ihrem selbst geschriebenen Song The Secret Is Love brachte sie eine gefühlvolle Ballade mit Soul- und Gospel-Einflüssen auf die Bühne. Dank ihrer kraftvollen Stimme und einer schlichten, aber eindrucksvollen Inszenierung erreichte Beiler das Finale und belegte den 18. Platz – ein wichtiger Schritt, da Österreich zuvor vier Jahre lang im Semifinale gescheitert war. Obwohl das Ergebnis im Mittelfeld lag, wurde ihre Performance vielfach gelobt und The Secret Is Love entwickelte sich zu einem ihrer bekanntesten Titel. Der Song gilt bis heute als Beispiel für künstlerische Authentizität beim ESC und als Meilenstein in Beilers musikalischer Laufbahn. Siehe auch: Düsseldorf, wir kommen! 🡕
Aus Deutschland gab es 12 Punkte im Finale.
2012: Trackschittaz / Woki mit deim Popo
Die Trackshittaz, bestehend aus Lukas Plöchl (alias G-Neila) und Manuel Hoffelner (alias Manix), waren ein oberösterreichisches Hip-Hop-Duo, das mit Dialekt-Rap, Partytexten und eingängigen Beats große Popularität in Österreich erlangte. 2012 gewannen sie mit ihrem Song Woki mit deim Popo die österreichische Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest und setzten sich dabei überraschend gegen Conchita Wurst durch. Der Titel, eine Mischung aus elektronischen Rhythmen, Dialektrhymes und der humorvollen Aufforderung, „mit dem Popo zu wackeln“, sorgte bereits vor dem ESC für kontroverse Diskussionen, da er von manchen als originell und frech, von anderen jedoch als zu flach empfunden wurde. Beim Wettbewerb in Baku traten die Trackshittaz im ersten Semifinale an, konnten aber mit ihrem Auftritt, der von tanzenden Neon-Lichtern und energiegeladener Bühnenshow begleitet war, das internationale Publikum nicht überzeugen und belegten den letzten Platz. Trotz des schwachen Abschneidens blieb Woki mit deim Popo in Österreich ein Partyhit und gilt heute als einer der ungewöhnlichsten und polarisierendsten Beiträge des Landes in der ESC-Geschichte. Siehe auch: Österreich rockt den Song Contest 2012 🡕
Partysong, klar (wenn auch fragwürdig), aber definitiv nichts für den ESC.
2013: Natalia Kelly / Shine
Natália Kelly, eine in den USA geborene und in Niederösterreich aufgewachsene Sängerin, vertrat Österreich 2013 beim Eurovision Song Contest in Malmö mit dem Titel „Shine“. Schon früh zeigte sie ihr musikalisches Talent und wurde 2011 durch ihre Teilnahme an der Castingshow „The Voice“ in Österreich bekannt. Mit Shine, einer modernen Pop-Ballade mit kraftvoller Botschaft, wollte sie an ihre bisherigen Erfolge anknüpfen. Beim ESC in Malmö trat sie im ersten Semifinale an, konnte sich jedoch nicht für das Finale qualifizieren und belegte am Ende den 14. Platz in ihrer Vorrunde. Trotz des verpassten Finaleinzugs blieb Shine als ihr bekanntester Titel in Erinnerung und markierte einen wichtigen Schritt in ihrer noch jungen Karriere, mit dem sie sich auch international einem breiteren Publikum präsentierte.
Österreich erhielt Punkte von 11 Ländern, sammelte dabei jedoch nur 27 Punkte.
2014: Conchita Wurst / Rise Like a Phoenix
Conchita Wurst, die Kunstfigur des österreichischen Sängers Tom Neuwirth, schrieb 2014 mit ihrem Song Rise Like a Phoenix beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen Musikgeschichte. Die dramatische Ballade im James-Bond-Stil überzeugte durch ihre eindringliche Botschaft von Wiedergeburt, Stärke und Selbstbestimmung sowie durch Conchitas kraftvolle Stimme und die eindrucksvolle Inszenierung. Mit einer Mischung aus klassischem Glamour, emotionalem Tiefgang und der symbolträchtigen Erscheinung einer bärtigen Diva setzte Conchita ein starkes Zeichen für Vielfalt und Toleranz. Der Auftritt begeisterte nicht nur die Jury- und Televoter in Europa, sondern löste auch weltweit mediale Aufmerksamkeit aus. Rise Like a Phoenix gewann den Wettbewerb und brachte Österreich nach 48 Jahren erneut den ESC-Sieg, wodurch Conchita Wurst zu einer international gefeierten Ikone und zu einem Sinnbild für die Kraft von Musik als Botschafterin von Freiheit und Akzeptanz wurde.
Startnummer 6 im Semifinale, Startnummer 11 im Finale. Wusstest du, dass Conchita am 6. 11. geboren wurde?
2015: The Makemakes / I Am Yours
The Makemakes vertraten 2015 Österreich beim Eurovision Song Contest in Wien mit dem Titel I Am Yours. Die Band, bestehend aus Dominic Muhrer, Markus Christ und Florian Meindl, hatte sich zuvor mit eingängigen Pop-Rock-Songs und energiegeladenen Live-Auftritten einen Namen gemacht. I Am Yours ist eine gefühlvolle Ballade, die durch harmonische Gesangslinien und eine klare Melodie besticht. Beim ESC traten sie im Finale auf, konnten jedoch nicht an den großen Erfolg ihres Heimvorteils anknüpfen und belegten den vorletzten Platz, obwohl sie – genauso wie Deutschland, das am letzten Platz landete – 0 Punkte erhielten. Die damalige ESC-Regel besagte, dass im Falle eines Gleichstands die höhere Platzierung aufgrund der Startnummer vergeben wird.
Für das brennende Klavier gab es zu Hause eine kalte Dusche: 0 Punkte für The Makemakes.
2016: Zoë / Loin d´ici
Zoë Straub, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Zoë, vertrat 2016 Österreich beim Eurovision Song Contest in Stockholm mit dem französischsprachigen Titel Loin d’ici. Zoë, die aus einer musikalischen Familie stammt und bereits früh Erfahrungen im Gesang und Schauspiel sammeln konnte, brachte mit diesem Song eine fröhliche, verspielte Pop-Ballade auf die Bühne. Loin d’ici besticht durch leichte, eingängige Melodien, eine helle, klare Stimme und eine positive, träumerische Stimmung, die die Zuhörer sofort mitreißt. Mit diesem Beitrag setzte Österreich auf einen ungewöhnlichen französischen Song, der sich deutlich von typischen ESC-Balladen unterschied. Zoë qualifizierte sich erfolgreich für das Finale und belegte dort den 13. Platz erreichte. Loin d’ici gilt bis heute als einer der charmantesten und unkonventionellsten Beiträge Österreichs beim Eurovision Song Contest.
Normalerweise steht die Jury eher auf unsere Beiträge als das Publikum – diesmal war es genau andersrum.
Zoë bekam von den Jurys nur 31 Punkte aus sieben Ländern und landete damit überraschend „nur“ auf dem drittletzten Platz, also Rang 24.
Beim Publikum lief es deutlich besser: 120 Punkte und ein starker 8. Platz im Televoting.
Am Ende ergab die Kombination beider Wertungen einen soliden 13. Platz im Finale.
2017: Nathan Trent / Running on Air
Nathan Trent vertrat 2017 Österreich beim Eurovision Song Contest in Kiew mit dem Song Running on Air. Der Song ist ein moderner Pop-Titel mit eingängigen Melodien, elektronischen Beats und einer positiven, energiegeladenen Botschaft, die von Optimismus, Freiheit und Selbstvertrauen handelt. Mit seiner klaren, kraftvollen Stimme und einer dynamischen Bühnenshow setzte Trent auf ein frisches, zeitgemäßes ESC-Format. Im Finale erreichte er den 16. Platz. Running on Air wird als ein erfolgreicher Versuch Österreichs gesehen, beim Wettbewerb mit einem modernen Pop-Sound und einer jungen Künstlerpersönlichkeit zu punkten.
Die Jury aus Bulgarien vergab 12 Punkte an Österreich. Von den Zuschauern gab es eine 0 (!) für unseren Beitrag.
2018 Cesár Sampson / Nobody But You
Cesár Sampson vertrat 2018 Österreich beim Eurovision Song Contest in Lissabon mit dem Song Nobody But You. Der Song kombiniert Elemente aus Pop, Soul und Dance und besticht durch eine kraftvolle, emotionale Stimme, die die Botschaft von Liebe und Hingabe eindrucksvoll vermittelt. Der Song wurde von Sampson gemeinsam mit den erfolgreichen Songwritern Borislav Milanov, Sebastian Arman und Joacim Persson geschrieben, die für mehrere erfolgreiche ESC-Beiträge verantwortlich sind. Mit einer stilvollen, minimalistischen Bühnenshow, die den Fokus auf Sampsons Gesang legte, erreichte Österreich das Finale und belegte dort einen beachtlichen 3. Platz (Platz 1 nach Jurywertung, Platz 12 beim Televoting), eines der besten Ergebnisse des Landes in den letzten Jahren.
Im Finale vergab die Jury neunmal 12 Punkte an Österreich, vom Televoting gab es als Höchstwertung nur einmal 10 Punkte aus Dänemark.
2019: Pænda / Limits
Pænda, eine Singer-Songwriterin (bürgerlich Gabriela Horn), vertrat 2019 Österreich beim Eurovision Song Contest in Tel Aviv mit dem Song Limits. Die atmosphärische Pop-Ballade spiegelt ihre persönlichen Erfahrungen wider und thematisiert das Überschreiten eigener Grenzen und die damit verbundene Erschöpfung. Pænda wurde vom ORF intern ausgewählt, trat im zweiten Semifinale an und belegte dort den 17. Platz von 18 Teilnehmern mit insgesamt 21 Punkten. Trotz des enttäuschenden Abschneidens bleibt Limits ein eindrucksvolles Beispiel für Pændas persönlichen Stil und ihre Fähigkeit, emotionale Erfahrungen in ihre Musik einzubringen.
Limits wurden erreicht: 21 Punkte von der Jury (Platz 17 im Semifinale) und 0 Punkte von den Zuschauern reichten nicht für den Einzug ins Finale.



