Österreich beim ESC: Die 1960er Jahre

Österreichs ESC-60er: Schlager & Experimente

Die 1960er-Jahre waren für Österreich eine spannende und prägende Zeit im Eurovision Song Contest. Nach den ersten Erfahrungen in den 1950er-Jahren bemühte sich das Land nun, sich auf der internationalen Bühne kontinuierlich zu etablieren. In dieser Dekade spiegelten die österreichischen Beiträge sowohl klassische Schlagermelodien als auch erste Experimente mit neuen musikalischen Einflüssen wider.

1960: Harry Winter / Du hast mich so fasziniert

Der österreichische Sänger Harry Winter (eigentlich Horst Winter, 1914–2001) trat 1960 beim Eurovision Song Contest in London mit dem Lied Du hast mich so fasziniert an, einem klassischen Liebeslied im romantischen Schlagerstil jener Zeit. Das romantische Schlagerlied entsprach dem Zeitgeist, und erreichte einen 7. Platz von 13. Trotz des mäßigen Erfolgs zählt sein Auftritt zu den frühen Kapiteln in Österreichs ESC-Geschichte.

Beim Chanson Festival in Monte Carlo errang Harry Winter 1961 mit Vogerl aus Wien den ersten Platz.

1961: Jimmy Makulis / Sehnsucht

Der in Athen geborene Schlagersänger Jimmy Makulis vertrat Österreich 1961 beim Eurovision Song Contest in Cannes. Mit seinem Lied Sehnsucht präsentierte er eine gefühlvolle Ballade im typischen Schlagerstil der frühen 1960er-Jahre. Trotz seiner eleganten Darbietung konnte er beim internationalen Wettbewerb nur einen vorletzten Platz erzielen. Dennoch bleibt sein Auftritt ein Teil der österreichischen ESC-Geschichte und ein Beispiel für die Vielfalt musikalischer Einflüsse, die das Land in dieser Zeit auf die Bühne brachte.

Jimmy Makulis starb 2007, nachdem er sich in einem Krankenhaus in Athen einer Herzoperation unterziehen musste.

1962: Eleonore Schwarz / Nur in der Wiener Luft

Die österreichische Sopranistin Eleonore Schwarz trat 1962 beim Eurovision Song Contest in Luxemburg an. Ihr Beitrag Nur in der Wiener Luft war eine musikalische Hommage an die Operetten- und Walzertradition Wiens. Mit ihrem opernhaften Gesang unterschied sich Schwarz stark von den eher schlichten Schlagern der Konkurrenz. Beim Publikum fand der Beitrag jedoch wenig Anklang und blieb ohne Punkte, ein früher Tiefpunkt in Österreichs ESC-Geschichte. Dennoch gilt der Auftritt als interessanter Versuch, die kulturelle Identität Wiens international zu präsentieren.

Ihre größten Erfolge feierte Eleonore Schwarz als Operettensängerin an der Wiener Volksoper.

1963: Carmela Corren / Vielleicht geschieht ein Wunder

Carmela Corren, eine israelisch-österreichische Sängerin, vertrat Österreich beim Eurovision Song Contest 1963 in London. Mit ihrem emotionalen Schlager Vielleicht geschieht ein Wunder erreichte sie den siebten Platz. Dieser Song galt als ein moderner und international klingender Beitrag im Vergleich zu den vorherigen österreichischen Teilnahmen und markierte einen frühen Erfolg für das Land auf dem Weg zu zukünftigen Platzierungen.

Mit Eine Rose aus Santa Monica belegte Carmela Corren (bürgerlich Carmela Bizman) bei den
Deutschen Schlager-Festspielen 1962 in Baden-Baden auch den siebten Platz.

1964: Udo Jürgens / Warum nur, warum?

1964 trat Udo Jürgens erstmals für Österreich beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen an. Mit seinem melancholischen Beitrag Warum nur, warum? präsentierte er eine nachdenkliche Ballade, die sich musikalisch von den oft heiteren Schlagern der Zeit abhob. Der Song erreichte beachtlichen 6. Platz. Dieser Auftritt war zugleich der Beginn von Jürgens’ dreifacher ESC-Teilnahme, die 1966 schließlich in seinem Sieg gipfelte.

Matt Monro verkaufte mit der englischen Version Walk Away 1,5 Millionen Schallplatten.

1965: Udo Jürgens / Sag ihr, ich laß sie grüßen

Im Jahr 1965 kehrte Udo Jürgens für Österreich auf die Bühne des Eurovision Song Contest zurück. In Neapel präsentierte er die tiefgründige Ballade Sag ihr, ich laß sie grüßen, die mit seiner unverwechselbaren Stimme und gefühlvollen Darbietung das Publikum berührte. Die Geschichte einer unerfüllten Liebe fand großen Anklang und sicherte ihm einen beeindruckenden 4. Platz. Dieser Auftritt unterstrich seinen steigenden Erfolg und bereitete das Fundament für seinen späteren Sieg.

Udo Jürgens sang im selben Jahr beim italienischen Sanremo Abbracciami forte.

1966: Udo Jürgens / Merci, Chérie

1966 gelang Udo Jürgens in Luxemburg der große Durchbruch: Mit Merci, Chérie gewann er den Eurovision Song Contest und holte damit den ersten Sieg für Österreich. Die gefühlvolle Ballade, in der er den Abschied von einer Liebe besingt, überzeugte durch seine charismatische Darbietung und die zeitlos elegante Melodie. Nach zwei Anläufen in den Jahren zuvor krönte Jürgens mit diesem Lied seine ESC-Karriere und schrieb österreichische Musikgeschichte.

Hast du das gewusst? Belinda Carlisle, die bekannte US-amerikanische Sängerin, nahm auch Merci Chérie auf.

1967: Peter Horton / Warum es hunderttausend Sterne gibt

1967 vertrat Peter Horton Österreich beim Eurovision Song Contest in Wien. Sein Lied Warum es hunderttausend Sterne gibt war eine gefühlvolle Ballade, die durch sanfte Melodie und romantische Texte bestach. Trotz seines charmanten Auftritts konnte Horton nur einen Platz im unteren Mittelfeld erzielen, 14 von 17. Dennoch zeigt dieser Beitrag die musikalische Vielfalt, die das Land in den 1960er-Jahren präsentierte.

Peter Horton nahm auch zweimal an der deutschen Vorausscheidung teil:
1972 scheiterte er in der Vorrunde als Siebter mit Wann kommt der Morgen,
1975 erreichte er mit Am Fuß der Leiter den elften Platz unter 15 Teilnehmern.

1968: Karel Gott / Tausend Fenster

1968 trat der international bekannte Sänger Karel Gott für Österreich beim Eurovision Song Contest in London an. Mit seinem Beitrag Tausend Fenster, der von Udo Jürgens geschrieben wurde, brachte er eine gefühlvolle Ballade auf die Bühne, die durch eine elegante Melodie und seinen charakteristisch warmen, klaren Gesang bestach. Das Lied spiegelte den klassischen Schlagerstil der 1960er-Jahre wider, kombinierte aber auch eine gewisse internationale Note, die Gotts Popularität in Mitteleuropa widerspiegelte. Trotz seiner Erfahrung und seines Bekanntheitsgrades konnte er nur einen 13. Platz von 17 erzielen. Dennoch gilt sein Auftritt als beispielhaft für Österreichs Bemühungen, musikalische Vielfalt zu zeigen und international anerkannte Künstler in den ESC einzubinden.

Der Eurovision Song Contest 1968 war der erste, der in Farbe übertragen wurde.

1969: Keine Teilnahme

1969 verzichtete Österreich als einziges Land auf eine Teilnahme am ESC in Madrid. Offiziell gab der ORF an, dass „politische Spannungen“ und die „Unzufriedenheit mit dem Abstimmungsverfahren“ ausschlaggebend gewesen seien. Manche Quellen erwähnen auch, dass der ORF damals generell Einsparungen im Unterhaltungsbereich vornahm, was das Fernbleiben begünstigte.

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