
Achterbahn der 70er
Die 1970er-Jahre waren für Österreich beim Eurovision Song Contest alles andere als einfach. Nach Udo Jürgens‘ historischem Sieg 1966, der das Land erstmals auf die ESC-Karte brachte, standen die folgenden Dekaden im Zeichen von musikalischen Experimenten und wechselnden Erfolgen. Auf der harten Bühne des ESC gab es einen ständigen Wandel zwischen eingängigen Melodien, wagemutigen Experimenten und starker internationaler Konkurrenz. Obwohl Österreich immer wieder versuchte, mit unterschiedlichen Genres wie Schlager, Pop, Jazz oder sogar politisch motivierten Liedern zu überraschen, war ein dauerhafter Erfolg oft schwer zu erreichen.
1970: Keine Teilnahme
1970 boykottierten Finnland, Norwegen, Portugal, Schweden und Österreich den ESC in Amsterdam. Offiziell kritisierten diese Länder, dass der Wettbewerb kleinere Nationen an den Rand dränge und kaum noch attraktive Fernsehunterhaltung biete. Hinter den Kulissen galt der Boykott jedoch auch als Signal des Protests gegen das umstrittene Unentschieden von 1969.
1971: Marianne Mendt / Musik
1971 brachte Marianne Mendt Österreich mit Musik auf die ESC-Bühne, ein Song, der Jazz-Feeling und Pop-Leichtigkeit perfekt verbindet. Mit swingenden Piano- und Bläser-Elementen und ihrer charakteristischen, leicht rauchigen Stimme setzte sie Akzente, die sofort ins Ohr gingen. Der Text ist einfach, positiv und feiert die Freude an der Musik selbst. Zwar reichte es nur zu Platz 16, doch der Beitrag gilt bis heute als mutiger, musikalisch anspruchsvoller ESC-Klassiker, der Österreichs Experimentierfreude auf der Bühne zeigt.
1972: Milestones / Falter im Wind
1972 trat Österreich beim Eurovision Song Contest in Edinburgh mit der Band Milestones und ihrem Song Falter im Wind an. Der sanft-melancholische Titel mit eingängigem Folk-Pop-Sound hob sich deutlich von den üblichen ESC-Beiträgen jener Zeit ab und brachte frischen Wind auf die Bühne. Mit Platz 5 erzielten die Milestones eines der besten österreichischen Ergebnisse der 70er Jahre, und Falter im Wind gilt bis heute als stilvoller Klassiker, der zeigt, wie stark Österreich schon damals musikalisch auftreten konnte.
Österreichs ESC-Pause von 1973 bis 1975
Zwischen 1973 und 1975 trat Österreich überraschenderweise nicht beim Eurovision Song Contest an. Der Grund lag vor allem in finanziellen und organisatorischen Überlegungen des ORF: Die Kosten für die Teilnahme galten als zu hoch, und man wollte die Ressourcen lieber auf nationale Produktionen konzentrieren. Zudem gab es in dieser Zeit Diskussionen über die Ausrichtung und den Nutzen des Wettbewerbs. Auch wenn Österreich in diesen Jahren pausierte, blieb das Interesse am ESC ungebrochen, und 1976 kehrte das Land mit frischem Schwung und neuen Beiträgen erfolgreich zurück.
1976: Waterloo & Robinson / My Little World
1976 trat Österreich beim Eurovision Song Contest in Den Haag mit Waterloo & Robinson und ihrem Song My Little World an. Das Duo brachte frischen Popsound und sympathischen Charme auf die Bühne, was sofort für Aufmerksamkeit sorgte. Mit eingängiger Melodie und Leichtigkeit erreichten sie einen starken 5. Platz, das zweitbeste österreichische ESC-Ergebniss der 70er. Der Beitrag wurde auch in Österreich selbst zum Hit und gilt bis heute als Kultklassiker, der zeigt, wie ein kleines Lied große Wirkung entfalten kann.
1977: Schmetterlinge / Boom Boom Boomerang
1977 sorgte Österreich beim Eurovision Song Contest in London für Aufsehen, als die Band Schmetterlinge mit dem satirischen Song Boom Boom Boomerang antrat. Mit schrillen Kostümen, scharfem Humor und einer klaren Parodie auf die Musikindustrie brachten sie frischen Wind und viel Diskussion in den Wettbewerb. Zwar reichte es am Ende nur für Platz 17, doch ihr Auftritt blieb unvergessen und gilt bis heute als einer der originellsten und mutigsten Beiträge, die Österreich je zum ESC geschickt hat.
Beatrix Neundlinger war bereits 1972 mit Milestones beim ESC dabei.
1978: Springtime / Mrs. Caroline Robinson
1978 trat Österreich beim Eurovision Song Contest in Paris mit der Band Springtime und ihrem Song Mrs. Caroline Robinson an. Der eingängige Pop-Rock-Song begeisterte mit lockerer Melodie, leichtem Rhythmus und charmanter Bühnenpräsenz und brachte sommerliche Fröhlichkeit in den Wettbewerb. Zwar erreichte Österreich nur Platz 15, doch Mrs. Caroline Robinson blieb als peppiger, unbeschwerter ESC-Klassiker der späten 70er Jahre in Erinnerung.
Norbert Niedermayer war auch 1972 mit Milestones mit dabei.
1979: Christina Simon / Heute in Jerusalem
1979 brachte Christina Simon (bürgerlich Ina Wolf) Österreich mit Heute in Jerusalem auf die ESC-Bühne, ein Song, der auf charmante Weise den Stil der späten 70er einfing. Melodisch, eingängig und mit klarer Stimme präsentiert, punktete der Song durch seine warme, positive Stimmung. Keine großen Showeffekte, dafür eine Performance, die sich auf Gesang und Melodie konzentrierte. Zwar landete Österreich auf den vorletzten Platz (18 von 19), doch der Beitrag bleibt als eleganter, melodischer ESC-Klassiker in Erinnerung, der perfekt die ruhige, zugängliche Seite der österreichischen Popmusik zeigt.
Nur Österreich hat tatsächlich einen Beitrag zum Wettbewerb geschickt.