12 Kandidaten, ein Sieger
Die österreichische Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 1982 Aus 12 wird 1, die am 25. März 1982 stattfand, war ein spannender Abend für die heimische Musikszene. Es gab 143 Einsendungen und eine Jury wählte daraus zwölf Titel aus. Diese zwölf Beiträge traten live aus dem ORF-Fernsehstudio gegeneinander an; moderiert wurde die Vorentscheidung vom Schauspieler und Kabarettisten Andreas Steppan. In ganz Österreich war eine Jury verteilt, die nach einem internationalen demoskopischen Schlüssel zusammengestellt wurde und über den Gewinner des Abends entschied.
Von der ESC-Teilnehmerin zur ORF-Moderatorin
Aus heutiger Sicht war die wohl bekannteste Teilnehmerin der Runde sicherlich die Kärntnerin Elisabeth Engstler. Nach ihrer ESC-Erfahrung begann sie ein Studium am Konservatorium der Stadt Wien in den Bereichen Operette, Musical und Chanson. Nach einem Engagement am Burgtheater und der Hauptrolle im Musical „Valerie“ bei den Wiener Festwochen schloss sie 1986 ihre Ausbildung ab. Seither moderierte sie für den ORF unzählige Fernseh- und Radiosendungen, und 2005 wurde sie mit der Romy, dem österreichischen Film- und Fernsehpreis, als beliebteste Moderatorin ausgezeichnet.
ESC-Erfolg und World Music Award
Im Zusammenhang mit dem ESC kann man Elisabeth „Lizzi“ Engstler nicht erwähnen, ohne auch ihren Songpartner Michael „Fritz“ Scheikl zu nennen, denn gemeinsam traten sie als Duo Mess mit dem späteren Siegertitel Sonntag auf. Der ehemalige Wiener Sängerknabe war von 1985 bis 1992 mit Elisabeth Engstler verheiratet. 1992 erhielt er gemeinsam mit der Sängerin Jazz Gitti, mit der er seit 1988 als Komponist und Produzent zusammenarbeitete, den World Music Award in Monaco für die meistverkauften Tonträger in Österreich. Jazz Gitti werden wir zwei Jahre später ebenfalls bei der österreichischen Vorentscheidung sehen.
Publikumslieblinge der Vorentscheidung
Die Gruppe Main Street prägte das Teilnehmerfeld mit vier Songs und zog viel Aufmerksamkeit auf sich. Auch Lizzy Engstler und Michael Scheickl traten sowohl gemeinsam als auch solo auf. Damals gab es keine Regel, wie oft ein Teilnehmer antreten durfte, und jeder Komponist konnte seine Interpreten selbst auswählen. Mit ihrem vierten Song Rock ’n’ Roll Revival waren Main Street die Top-Favoriten des Publikums. Einige Bravo-Rufe waren deutlich zu hören – am lautesten von Ralph Siegel, der im Studio anwesend war und offenbar von dem Titel begeistert war.
Akrobatik und Musik
Als Pausenprogramm trat zunächst Kris Kremo (bürgerlich Kristian Gaston Kremo) auf. Er ist ein weltbekannter Schweizer Jongleur und gilt als Legende seines Fachs. Berühmt wurde er unter anderem durch die erste erfolgreiche Vierfach-Pirouette während eines Jonglage-Tricks, die ihm einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde einbrachte. Anschließend sorgte Richard Österreicher mit seinem Orchester, das auch die Vorentscheidungsteilnehmer begleitete, für weitere Unterhaltung und präsentierte in der Pause ein Medley aus fünf ESC-Siegersongs.
Die Entscheidung
Der Sieger der Vorentscheidung wurde ausschließlich von den Zuschauern ausgewählt. Die Zuschauerjury war nach einem demoskopischen internationalen Schlüssel ausgewählt worden und stellte einen repräsentativen Querschnitt der österreichischen Bevölkerung dar. Das Wertungssystem sah vor, dass jedes Mitglied fünf Titel mit Punkten belegen konnte: Der erste Platz erhielt zehn Punkte, der zweite sechs, der dritte vier, der vierte zwei und der fünfte einen Punkt. Anschließend wurden alle vergebenen Punkte addiert. Das Lied mit der höchsten Gesamtpunktzahl wurde als österreichischer Beitrag zum Eurovision Song Contest in Harrogate ausgewählt.
Der Siegertitel überzeugte Jury und Publikum gleichermaßen durch eingängige Melodien und klare Pop-Ausrichtung. Die übrigen Beiträge erhielten zwar Aufmerksamkeit, blieben aber deutlich hinter Sonntag zurück, auch der stark favorisierte Beitrag Rock ’n’ Roll Revival von Main Street, der Zweiter wurde. Dies unterstrich die besondere Bedeutung des Siegerlieds innerhalb der österreichischen Musikszene. Mit Sonntag erreichte Österreich beim ESC-Finale in Harrogate den 9. Platz unter 18 teilnehmenden Ländern und sammelte 57 Punkte. Der Sieg des Wettbewerbs ging zum ersten Mal an Deutschland mit Nicole und dem Lied von Ralph Siegel Ein bißchen Frieden.




